Beschreibung
In der Grafschaft Lippe entstand Anfang des 17. Jahrhunderts eine ungewöhnliche konfessionelle Situation: Lemgo als einflussreichste Stadt des Territoriums vollzog den Übergang Lippes zum reformierten Bekenntnis (»Zweite Reformation«) nicht mit, sondern einigte sich 1617 im Röhrentruper Rezess mit dem Landesherrn auf den Verbleib beim Luthertum. In der Konsequenz wurde die Lemgoer Stadtkirche maßgeblich von den Pfarrern und vom Rat der Stadt organisiert und verwaltet, während die konfessionelle Schranke eine vollständige Integration in die Landeskirche behinderte. Auch für die lutherischen Pfarrer in der Stadt hatte die konfessionelle Isolation Folgen, was ihre Ausbildung, ihre soziale Anbindung und ihre berufliche Karriere anging, blieben sie doch von den Karriere- und Beziehungsnetzwerken der reformierten Landeskirche ausgeschlossen.
Lena Krull verortet mit ihrer Studie den »Sonderfall« Lemgo innerhalb der allgemeinen Konfessionalisierungsforschung. Sie bestätigt und konkretisiert damit jene Forschungen, die Luthertum und eigenes Kirchenregiment als zentrale Elemente der städtischen Freiheit und Unabhängigkeit Lemgos im 17. Jahrhundert herausgearbeitet haben.