Beschreibung
Katastrophale Missstände in der stationären psychiatrischen Versorgung der großen Anstalten zu beheben, die rechtlich-soziale Benachteiligung von seelisch Kranken und geistig Behinderten zu beseitigen sowie einen Wechsel von der verwahrenden, kustodialen hin zu einer therapeutischen, rehabilitativen und gemeindenahen Psychiatrie anzustoßen – das waren die zentralen Ziele jenes Reformaufbruchs in der Bundesrepublik, für den die Psychiatrie-Enquete von 1975 zum Symbol wurde.
Waltraud Matern (geb. 1927) beschreibt in ihren Erinnerungen die Humanisierung des Umgangs mit seelisch Kranken aus Sicht einer „westfälischen Pionierin“ moderner psychiatrischer Sozialarbeit. Neben wichtigen Etappen der Wohlfahrts- und Psychiatriegeschichte schildert sie zugleich spezifische Berufs- und Emanzipationserfahrungen von Frauen auf dem Weg vom „Fräulein“ zur „Frau“, von der „Fürsorgerin“ zur „Sozialarbeiterin“. Sie zeigt, welche Mühen es kostete, die verkrusteten Verhältnisse in der westfälischen Anstaltspsychiatrie aufzubrechen.