Matthias Frese (Hg.)

Fragwürdige Ehrungen!?

Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur

 19.90

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Seiten: 268
Erscheinungsjahr: 2012
Einband: Broschur
Format: 17 cm x 24 cm
ISBN 978-3-87023-363-1

Inhalt

Nicht vorrätig

Beschreibung

Nur noch als E-Book (PDF) erhältlich unter der ISBN 978-3-87023-437-9; Preis: 12,99 Euro

Straßennamen dienen Bewohnerinnen und Bewohnern, Besucherinnen und Besuchern eines Ortes vorrangig zur räumlichen Orientierung. Darüber hinaus sollen sie die Erinnerung wach halten, das Gedenken fördern sowie der Ehrenbezeugung dienen. Straßennamen verweisen auf die Zeit ihrer Verleihung: auf die jeweiligen Herrschaftsverhältnisse, die Kultur und den Raum. Sie sind damit sichtbarer Teil der Vergangenheitspolitik einer Stadt und ihrer Repräsentanten.

Straßenumbenennungen hingegen greifen in die Erinnerungskultur ein, indem sie einzelne Personen, Ereignisse oder Orte aus dem offiziellen Gedächtnis einer Stadt streichen. Zumeist sind solche Umbenennungen in Deutschland Folgen und Zeichen politischer Zäsuren gewesen, so während der Umbrüche 1918/19, 1933, 1945 und 1989/90. In jüngerer Zeit sind sie vor allem Ausdruck eines sich wandelnden Verständnisses und gesellschaftspolitischen Umgangs mit der Zeit der NS-Diktatur, insbesondere mit Tätern und Opfern.

Der Sammelband ist aus einer in der Öffentlichkeit wie auch in Politik und Verwaltung vielbeachteten Tagung hervorgegangen, die im Juli 2011 vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte gemeinsam mit der LWL-Literaturkommission und dem Westfälischen Heimatbund veranstaltet wurde.

Die Beiträge des Sammelbandes behandeln im ersten Teil zunächst die Benennungspraxis von Straßen in Westfalen und Lippe seit dem 19. Jahrhundert. Anschließend beleuchten sie auf breiter Quellengrundlage zum einen die Verfahren und unterschiedlichen Vorgehensweisen in den einzelnen westfälischen Städten und Gemeinden während der NS-Zeit und nach 1945 und stellen die breite Verteilung belasteter westfälischer Dichterinnen und Dichter auf Straßennamen vor.

Im zweiten Teil werden ausgewählte Namensgeber thematisiert, deren Leben und Wirken heute kontrovers beurteilt wird. Im Mittelpunkt stehen der Heimatdichter und Funktionär des Westfälischen Heimatbundes Karl Wagenfeld, die Dichterin Agnes Miegel, der NS-Funktionär und Dichter Friedrich Castelle sowie der Reichspräsident Paul von Hindenburg. Die Beiträge liefern umfassende Informationen zu Werk und Biographie, stellen bisherige Debatten zu Straßenumbenennungen vor und sollen damit die lokalen Argumentations- und Umgangsweisen im Hinblick auf Straßenumbenennungen unterstützen.

 

Rezensionen

„In seiner Gesamtheit gibt der Sammelband […] einen bemerkenswerten, mit regionalen und überregionalen Beispielen ausgestatteten Überblick zu den unterschiedlichen Aspekten des Themenkomplexes „Straßennamen, (Um-)Benennungspraxis und Erinnerungskultur“. […] Über den regionalen Schwerpunkt Westfalen-Lippe und den zeitlichen Bezugsrahmen „Nationalsozialismus“ hinaus gelingt es dem Band jedoch anschaulich, grundlegende Informationen für den allgemeinen Umgang mit historischen belasteten Namenspaten zu vermitteln.“

Christian Zech – informationen Nr. 78 (2013): Zeitzeugen.

 

“Insgesamt erlaubt die Edition mit der Zusammenstellung der Fakten und mit scharfsinnigen Analysen wichtige Einblicke in die Nachkriegsmentalität, die nicht überwunden ist, sondern bis heute in solchen Diskussionen ihre Prägekraft zeigt. Dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte ist dafür zu danken, dass es dieses heiße Eisen aufgegriffen und aktuellen und kommenden Auseinandersetzungen damit eine sichere Basis zur Verfügung gestellt hat.”

Andreas Ruppert, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, 14/2013, S. 50-51.

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